Balzverhalten:
Balzverhalten ist ein Begriff aus der Verhaltensbiologie. Dieser Begriff beschreibt eine ritualisierte Handlungsabfolge eines männlichen Tieres, welches damit anzeigt, dass es paarungsbereit ist.
Im Science Club betreuen wir seit etwa vier Jahren ein Aquarium. Gemeinsam hat die AG das Aquarium eingerichtet, dass heißt die Pflanzen und Fische angesiedelt und Versteckmöglichkeiten für die Fische bereitgestellt. Obwohl laut Verkäufer nur männliche Fische das Aquarium hätten besiedeln sollen, stellten wir nach einiger Zeit eine deutliche Zunahme der Fische fest. Nach genauerer Betrachtung fiel uns ebenfalls auf, dass einige der Fische zeitweise ein sonderbares Verhalten aufwiesen.
Diese Beobachtungen führten uns zu folgenden Fragen:
- Wie können wir künftig männliche und weibliche Fische unterscheiden?
- Warum verhalten sich einige Fische zeitweise seltsam?
- Wie ist dieses Verhalten zu benennen?
Oben genannte Fragen waren mit Hilfe des www’s recht simpel zu beantworten, jedoch warf die Antwort auf 2. und 3. (2. Weil sie paarungsbereit sind / 3. Balzverhalten) eine weitere Frage auf.
Frage:
Welche Merkmale muss ein Weibchen aufweisen, damit das Balzverhalten des Plattiemännchens ausgelöst wird?
Geräte:
- 6 verschiedene Attrappen hergestellt aus Fimo Masse
- Fimo Masse
- Lack (verschiedene Farben)
- Kleber
- Glasstäbe
- Aquarium 5L Volumen
- „Fridolin“
- Kamera
Versuchsansatz:
Unsere Recherche zum normalen Balzverhalten hat ergeben, dass das Balzverhalten durch verschiedene Reaktionen des Fisches festzustellen ist. Die folgenden Verhaltensmuster sind von oben nach unten geordnet, wobei die obersten Reaktionen ein schwaches Balzverhalten und die unteren ein starkes kennzeichnen.
Normales Balzverhalten:
1. Das Männchen folgt mit angelegten Flossen:
Wenn die Attrappe bewegt wird, nähert sich das Männchen und folgt der Attrappe mit angelegten Flossen. Es kann dabei hinter, unter oder neben der Attrappe schwimmen.
2. Frontalstellen:
Das Männchen versucht während des Folgens vor das Weibchen zu gelangen, um eine face-to-face-Stellung zu erreichen. Verlangsamt die Attrappe ihre Bewegung oder bleibt stehen, so stellt sich ihr das Männchen gegenüber. Dabei sind die Körperachsen weitgehend gleichgerichtet, sodass der Kopf des Versuchstieres gegenüber dem Kopf der Attrappe steht.
3. Balzsprung:
Diese Phase ist durch das Wegschießen gekennzeichnet. Nach der Stellung Sigmoid-Leading schießt das Männchen plötzlich vorwärts und das Weibchen -sofern es populationsbereit ist- folgt ihm.
4. Folgen mit gespreizten Flossen:
Wenn die Attrappe bewegt wird, nähert sich das Männchen und folgt der Attrappe mit gespreizten Flossen. Es kann dabei hinter, unter oder neben der Attrappe schwimmen.
5. Im Kreis schwimmen:
Geht dem Populationsversuch das Sigmoid-Checking voraus, so kann ein charakteristisches Kreisschwimmen des Männchens von der Analgegend zur Genitalgegend des Weibchens, bzw. der Attrappe festgestellt werden.
Versuchsdurchführung:
Vorbereitung:
Um die Frage beantworten zu können, haben wir aus Fimomasse sechs Fischattrappen hergestellt. Jede dieser Attrappen hat eine etwas differenzierte Form und verschiedene Merkmale, wobei alle in demselben Farbton grundiert sind.
Beispielsweise sieht die Attrappe, welche die wenigsten Merkmale aufweist, leicht routenförmig aus und hat als Merkmal lediglich eine Auge (beidseitig jeweils ein schwarzer Punkt).
Die Fischattrappe mit den meisten Merkmalen wurde nach unseren besten handwerklichen Künsten mit allen normalerweise vorhandenen Flossen und Merkmalen ausgestattet.
Isolierung des Männchens:
Um die Reaktion auf die Attrappen zu erhöhen haben wir ein kleineres Aquarium bestückt und ein Plattiemännchen namens Fridolin dort für zwei Wochen und die Versuchszeit isoliert.
Dadurch das Fridolin während der Versuchszeit ebenfalls isoliert war hatte es den positiven Nebeneffekt, dass der Versuch besser aufgezeichnet werden konnte.
Beobachtungskriterien:
Vor Versuchsbeginn wird zunächst 10 min beobachtet wie sich Fridolin verhält, um dessen Stimmung sowie dessen normales Verhalten beobachten zu können.
Daraufhin wird für 5 min die Attrappe im Aquarium bewegt und die Reaktion aufgezeichnet.
Die Attrappen werden mit mindestens zwanzig Minuten abstand benutzt, um den Fisch gegebenenfalls zur ruhe kommen zu lassen und um sein Verhalten auf die jeweiligen Attrappen differenzieren zu können, sonst hätte es geschehen können, dass Fridolins Reaktion von der vorigen Attrappe beeinflusst wird.
Die Attrappe mit den wenigsten Merkmalen wird zuerst und die mit den meisten Merkmalen zuletzt ins Aquarium gegeben, da die Verstärkung der Reaktion durch die Isolation Fridolins sonst vergeblich gewesen wäre.
Das Balzverhalten wird nach verschiedenen Merkmalen beurteilt:
0 steht hierbei für keine Reaktion.
+ steht für die minimale Reaktion. Diese wird wiederum in verschiedene Reaktionen unterteilt.
++ Maximale Reaktion
Beobachtung:
Reaktionsstärken: mit dem Link zum jeweiligen Video
1. Video: 0 | http://youtu.be/EC9h0HiAW60 |
2. Video: 0 | http://youtu.be/PKnQLs11gy8 |
3. Video: 0 | http://youtu.be/x63nUZ2LiuU |
4. Video: + | http://youtu.be/N642SJJHWv8 |
5. Video: + | http://youtu.be/lQt4BSk_gq4 |
6. Video: ++ | http://youtu.be/4dyM04iAYfQ |
Auswertung:
Man kann im Verlauf der Versuchsreihe eine deutliche Veränderung des Verhaltens von Fridolin erkennen. Beim Konfrontieren von Fridolin mit der ersten Attrappe bemerkt man bei dem Fisch Angst, was sich dadurch erkennen lässt, dass der Fisch fast die gesamte Zeit versucht, möglichst weit weg von der Attrappe zu schwimmen.
Auf die zweite Attrappe hat Fridolin mit einem konsequenten auf der Stelle schwimmen reagiert. Dies könnte ebenfalls Angst signalisieren, jedoch ist diese geringer ausgeprägt als beim ersten Versuch.
Bei der dritten Attrappe weist Fridolin zwar noch kein Balzverhalten auf, jedoch zeigt er keine Angst mehr. Seinem Verhalten nach zu urteilen ist Fridolin nicht an dem „Fisch“ interessiert, denn nach einem kurzen Betrachten dieser Attrappe schwimmt er weg.
Erst bei der vierten Attrappe zeigt Fridolin Ansätze eines Balzverhaltens, in dem er sich immer wieder vor diese begibt.
Eben dieses Verhalten zeigt Fridolin auch, als er mit der fünften Attrappe konfrontiert wurde.
Die Reaktion auf die sechste Attrappe ist die stärkste. Fridolin versucht sich kontinuierlich vor die Attrappe zu stellen um sie am Vorbeischwimmen zu hindern. Es sind ebenfalls Ansätze einer Umkreisung sichtbar.
Ergebnis:
Nachdem wir uns alle Versuche noch einmal angeschaut haben, sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass alle Gliedmaßen und Merkmale bei einem weiblichen Plattiefisch vorhanden sein müssen, damit das Balzverhalten eines männlichen Plattiefisches ausgelöst wird.
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