Biologie in der Oberstufe – neue Erkenntnisse statt einfacher Antworten
Biologie ist die Wissenschaft von den Lebewesen, das weiß jeder. In der Oberstufe wird aber allen, die sich damit intensiver beschäftigen, klar: es gibt nichts, dass so komplex und spannend ist wie ein lebender Organismus!
Einführungsphase – Biologie zum warm werden
In der Einführungsphase geht es inhaltlich um einen genauen Blick in die Bausteine der Organismen, in die Zellen. Außerdem beschäftigen sich alle Kurse mit verschiedenen Stoffwechselprozessen und den sie steuernden Enzymen. Das entscheidende ist aber, dass in dieser Phase die Methoden und Techniken des naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinns und die Fähigkeiten des exakten Ausdrucks eingeübt werden. Außerdem stehen interessante Einblicke in die Zellstrukturen mit dem Mikroskop und spannende Experimente zu den Stoffwechselprozessen auf dem Lehrplan.
Die Q1 – Bekannte Fragen und neue Antworten
Hat man in der Mittelstufe noch die klassischen Vererbungsregeln gelernt, wird in der Q1 plötzlich klar: es gibt eigentlich keine einfachen linearen Abschnitte auf der DNA, die man so schnell als Gene bezeichnet! Es ist alles Vererbung, es liegt alles in den Genen, ich habe keinen Einfluss auf das, was ich in die nächste Generation weitergebe – wieder falsch! Gerade in den Leistungskursen macht die Beschäftigung mit epigenetischen Mechanismen die Eigenverantwortung jedes Menschen deutlich, was zu interessanten Diskussionen in den Kursen führt.
Die Q2 – Welche Verantwortung hat der Mensch in seiner Umwelt?
Kein Lebewesen ist eine Insel und kann ohne Umwelt und andere Organismen überleben. Aber wie sehen diese wechselseitigen Abhängigkeiten genau aus? Welche Faktoren beeinflussen das Zusammenleben in einem gegebenen Lebensraum und wie beeinflusst der Mensch dieses Zusammenleben? Wer sich mit solchen ökologischen Fragen im zweiten Halbjahr der Qualifikationsphase, der Q2, beschäftigt, der bekommt schnell auch einen Eindruck, was sich hinter den Begriffen Treibhauseffekt und Klimawandel verbirgt und welche Handlungsoptionen angezeigt sind.
Die Q3 – Wie frei ist der Mensch?
Im letzten Jahr vor dem Abitur, in der Q3, wird noch einmal ein genauer Blick in die Organismen geworfen. Wie schafft es ein Bär, einen blitzschnellen Fisch aus dem Wasser zu fangen? Welche Rolle spielen dabei die Sinnesorgane und wie sind sie verschaltet? Wie schaffen es überhaupt die Lebewesen so unterschiedliche Reize wie Druck, elektromagnetische Wellen des sichtbaren Lichts, Temperatur oder Schmerz in ein einheitliches Körpersignal im Nervensystem umzuwandeln? Jeder hat sich schon einmal Gedanken über seine Intelligenz gemacht. Aber was ist das eigentlich und was weiß man über das Lernen, den Bau des menschlichen Gehirns? Wenn so einige der grundlegenden Baumerkmale der Nervensysteme höherer Lebewesen besprochen sind, macht es Sinn, sich mit einem weiteren sehr spannenden Aspekt der Lebewesen zu beschäftigen, dem Verhalten.
Alle Lebewesen zeichnen sich dadurch aus, dass sie untereinander agieren, sie zeigen, je nach Situation, ein bestimmtes Verhalten. Beschäftigt man sich mit Fragen der Verhaltensbiologie, bekommt das gesamte, bis dahin erarbeitete Wissen plötzlich eine neue Bedeutung: Vieles findet eine Erklärung dadurch, dass die Lebewesen mit ihrem Verhalten ihr Überleben sichern wollen. Und eine der zentralen Erkenntnisse ist: Auch der Mensch ist viel stärker in die biologischen Mechanismen, die Verhalten steuern, eingebunden, als wir das so allgemein annehmen! Im besten Fall führt das zu erstaunlichen Diskussionen in den Kursen, in denen wir unser Bild von dem, was ein Mensch ist, deutlich verfeinern können – Selbsterkenntnis auf biologisch also.
Die Q4 – Wo kommen wir her und wovon hängt unsere weitere Entwicklung ab?
Schließlich bleibt in der Q4 noch die Frage nach der Entstehung des Lebens. Die Tatsache, dass alle Organismen innerhalb historischer Zeiträume sich allmählich in ihren Bau- und Funktionsmerkmalen verändern, ist wenig mehr als 150 Jahre alt. Verfolgt man die in diesem Zeitraum entstandenen Evolutionstheorien, kann man auch eine sehr viel klarere Position beziehen, wenn nicht wissenschaftliche Vorstellungen zur Entstehung der Arten öffentlich diskutiert werden. Darüber hinaus ist es durchaus spannend zu erfahren, was man über die Entstehung des Menschen und seine Eroberung der Welt weiß. Und wer hätte gedacht, dass es den Hobbit tatsächlich gab? Aber welche Mechanismen verbergen sich hinter der allmählichen Veränderung von Organismen über lange Zeiträume und was heißt das für den modernen Menschen? Die Fragen der Evolution zeigen uns unsere Bedeutung im Zusammenspiel aller Organismen der Erde und helfen uns, eine realistische Einschätzung unseres eigenen Handelns zu entwickeln – unter anderem deshalb ist Biologie eine so faszinierende Naturwissenschaft!